Es war der Ärger der letzten Februar-Tage: Der Terrassen-Streit. Hoteliers, Gastronomen und Gewerbler kämpfen um die Existenz, die Luftfahrt steht mit dem Rücken zur Wand, die gute nachhaltige Anbindung der Schweiz an die Welt ist gefährdet. Und Bundesrat und Kantone streiten tagelang erbittert darüber, ob der Süssmost und das Wiener Schnitzel auf der Terrasse am Tisch oder sitzend im Schnee genossen werden soll.
Der kleinkrämerische Streit ist mehrfach schädlich. Kommunikativ kratzten sowohl Bundesrat als auch Bergkantone an ihrer eigenen Glaubwürdigkeit, ohne Not und in einer heiklen Phase der Pandemie. Inhaltlich vergab man sich tagelang die Chance, über wichtigere Themen zu sprechen als über Süssmost und Wiener Schnitzel – über die dringend nötige Intensivierung der Test- und Impfstrategie zum Beispiel. Für den Bundesrat und für die Bergkantone, für uns alle wichtiger ist, dass wir mit vereinten Kräften Perspektiven schaffen, dass wir einen Weg zurück in die Normalität definieren: verantwortungsvoll, risikobasiert und im Bewusstsein, dass sich nicht jedes Restrisiko ausschliessen lässt: Wir brauchen 98 Prozent Sicherheit und eine Perspektive. Statt 100 Prozent Sicherheit und eine Sackgasse.
Nun, wir vom Komitee Weltoffenes Zürich waren auf keiner Terrasse, wir genossen weder Wiener Schnitzel noch Süssmost. Wir haben an einem Konzept mitgearbeitet, wie wir in einem zentralen Bereich wieder Perspektiven schaffen können – in der Luftfahrt, die uns mit der Welt vernetzt. Uns: Die Wirtschaft, die Hotellerie, die Gastronomie, Forschung, Bildung, Kultur, uns alle – auch die geschätzten Bergkantone und ihre Terrassen. Das Resultat: Wir unterstützen einen Forderungskatalog, der in der Luftfahrt einen Weg aus der aktuellen Misere führen soll. Aktuell verharrt die Zahl der Passagiere wegen der strikten Reisebeschränkungen hartnäckig auf dramatisch tiefem Niveau.
Unsere Kernforderungen, die aus Sicht der Wirtschaft wichtig sind, lauten unter anderem: Geimpfte Personen, die einen Impfnachweis vorlegen können, dürfen ohne Einschränkungen reisen. Wer einen negativen Test vorweisen kann, ist von der Quarantäne befreit. Zwischen Ländern mit ähnlichem Ansteckungsrisiko kann ohne Quarantänepflicht gereist werden – Reisende sind keine Hochrisikopopulation. Das Einreiseverbot für Drittstaatenangehörige muss aufgehoben werden. Die Benachteiligung des Luftverkehrs gegenüber Bahn- und Autoverkehr muss behoben werden. Heute ist es absurd: Wer mit dem Zug oder mit dem Auto von Berlin nach Zürich fährt, kann dies ohne jede Einschränkung tun. Wer mit dem Flugzeug von Berlin nach Zürich fliegt, muss einen teuren PCR-Test vorweisen. Unerklärlich, wie der Bund einer Branche, deren Intaktheit im nationalen Interesse ist, Schneebälle ins Gesicht wirft.
Themenwechsel: Wie leisten Verbände, Firmen und andere Organisationen 2021 wirksame Medienarbeit? Wie schön war es doch früher, zumindest in romantisierter Erinnerung. Man schreibt Medientexte für Zeitungen, die in voller Länge abgedruckt werden, das grösste Ärgernis war, wenn der Titel verändert oder launige Passagen rausgekürzt wurden. Oder man lud zur Pressekonferenz in den „Rössli“- oder den „Hirschen“-Saal, servierte Reden, Pressemappe und Orangensaft – und freute sich am nächsten Tag über wertvolle Medienpräsenz. Und heute? Auf eingesandte Mitteilungen erhält man kaum mehr eine Antwort, an Pressekonferenzen zu Themen, die nicht gerade im Rampenlicht stehen, kommt es nicht selten vor, dass einem halben Dutzend Veranstaltern eine Journalistin oder ein Journalist gegenübersteht – oder auch gar keiner. Stattdessen setzen Medien vermehrt auf eigene Geschichten. Offen gesagt: Die Leserin und der Leser dankt es, die Medienarbeit ist aber anspruchsvoller geworden. Zusammen mit meinem Kollegen Christian Bretscher gehe ich an einem Kurstag für eine politische Organisation genau diesen Fragen nach: Wie sieht wirksame Medienarbeit 2021 aus? Welche Pressekonferenzen sind überhaupt noch sinnvoll? Welche führt man erfolgsversprechender digital durch und welche Formate bewähren sich? Wer dazu Input und Erfahrungen hat: Ich bin interessiert. Feedback gerne per Mail, Telefon...oder zu Süssmost und Wiener Schnitzel – ja wo auch? Wo auch immer.
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